Kurzbeschreibung des Konzeptes Gestaltungskompetenz für das Projekt und erste Ergebnisse
Der Begriff „Gestaltungskompetenz“ wurde insbesondere im Zuge der UN-Weltdekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) geprägt, die von 2005 bis 2014 stattfand. Er fasst die Kompetenzen zusammen, die es zur Teilhabe an und Mitgestaltung für eine nachhaltige Entwicklung braucht. Die Entfaltung dieser Kompetenzen wird als übergreifendes Ziel einer BNE verstanden (Transfer-21 2007).
Im Zuge der Konkretisierung für den Bereich Schule wurde Gestaltungskompetenz definiert als Fähigkeit, „Wissen über nachhaltige Entwicklung anwenden und Probleme nicht nachhaltiger Entwicklung erkennen zu können. Das heißt, aus Gegenwartsanalysen und Zukunftsstudien Schlussfolgerungen über ökologische, ökonomische und soziale Entwicklungen in ihrer wechselseitigen Abhängigkeit ziehen und darauf basierende Entscheidungen treffen, verstehen und individuell, gemeinschaftlich und politisch umsetzen zu können, mit denen sich nachhaltige Entwicklungsprozesse verwirklichen lassen“ (Transfer-21 2007, S. 12).
Im Rahmen des Forschungsprojektes kann Gestaltungskompetenz erfasst werden als die Kompetenzen, um Wissen über nachhaltige Entwicklung anwenden und Probleme nicht nachhaltiger Entwicklung erkennen zu können. Dies impliziert,
a) aus Gegenwartsanalysen und Zukunftsstudien Schlussfolgerungen über potentielle Entwicklungen in ihrer wechselseitigen Abhängigkeit ziehen,
b) darauf basierende Entscheidungen treffen,
c) diese Entscheidungen verstehen und
d) sie individuell und gemeinschaftliche im Sinne nachhaltiger Entwicklung umsetzen zu können.
Dieses Verständnis von Gestaltungskompetenz erhebt einen übergreifenden Gültigkeitsanspruch. Was Gestaltungskompetenz als Innovator für hochzuverlässige Organisationen im Gesundheitswesen konkret impliziert, muss im Zuge des Forschungsprojektes spezifiziert werden.
Es existieren unterschiedliche Systematisierungen der Teilkompetenzen von Gestaltungskompetenz. Im Rahmen der Projektarbeit wird sich an die im nachfolgenden dargestellte Kompetenzkategoriensystematik der OECD angelehnt.
Übersicht der Teilkompetenzen der Gestaltungskompetenz in Zuordnung zu den Kompetenzkategorien der OECD
Kategorie:
Interaktive Verwendung von Medien und Tools
- T.1 Kompetenz zur Perspektivübernahme
Weltoffen und neue Perspektiven integrierend Wissen aufbauen - T.2 Kompetenz zur Antizipation
Vorausschauend Entwicklungen analysieren und beurteilen - T.3 Kompetenz zur disziplinübergreifenden Erkenntnisgewinnung
Interdisziplinär Erkenntnisse gewinnen und handeln - T.4 Kompetenz zum Umgang mit unvollständigen und überkomplexen Informationen
Risiken, Gefahren und Unsicherheiten erkennen und abwägen
Kategorie:
Interagieren in heterogenen Gruppen
- G.1 Kompetenz zur Kooperation
Gemeinsam mit anderen planen und handeln - G.2 Kompetenz zur Bewältigung individueller Entscheidungsdilemmata
Zielkonflikte bei der Reflexion über Handlungsstrategien berücksichtigen - G.3 Kompetenz zur Partizipation
An kollektiven Entscheidungsprozessen teilhaben - G.4 Kompetenz zur Motivation
Sich und andere motivieren können, aktiv zu werden
Kategorie:
Eigenständiges Handeln
- E.1 Kompetenz zur Reflexion auf Leitbilder
Die eigenen Leitbilder und die anderer reflektieren - E.2 Kompetenz zum moralischen Handeln
Vorstellungen von Gerechtigkeit als Entscheidungs- und Handlungsgrundlage nutzen - E.3 Kompetenz zum eigenständigen Handeln
Selbstständig planen und handeln - E.4 Kompetenz zur Unterstützung anderer
Empathie für andere zeigen
Quelle: de Haan et al. 2008, S. 188.
Eine systematische Literaturrecherche für den Teilbereich Gestaltungskompetenz verfolgte zum einen den Zweck, die Verwendung des Konzepts für Bildungsangebote im Bereich Gesundheit zu überprüfen. Zum anderen sollten empirische Untersuchungen zur Wirkung der Gestaltungskompetenz identifiziert werden. Dazu wurden die Datenbanken PubMed und Livivo sowie Google Scholar durchsucht. Zudem wurde über das Fachportal Pädagogik eine Suche in den Datenbanken BASE, EEP, ERIC, FIS Bildung und SOLIS durchgeführt. Die Bereiche Schule und Umweltbildung im engeren Sinne wurden ausgeschlossen, da die Verwendung der Gestaltungskompetenz in diesen Kontexten hinlänglich bekannt ist. Der detaillierte Suchverlauf ist in der Abbildung 1 dargestellt.
Flussdiagramm der systematischen Literaturrecherche zur Gestaltungskompetenz
Abbildung 1
Es konnten von insgesamt 773 gefundenen Publikationen letztlich 16 Publikationen identifiziert und ausgewertet werden. Die Ergebnisse wurden in einer Datenextraktionstabelle festgehalten und als Grundlage für eine konzeptionelle Landkarte genutzt.
Literaturangaben
Haan, Gerhard de (2008): Gestaltungskompetenz als Kompetenzkonzept für Bildung für nachhaltige Entwicklung. In: Inka Bormann und Gerhard de Haan (Hg.): Kompetenzen der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 23–43.
Transfer-21 (Hg.) (2007): Orientierungshilfe Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Sekundarstufe I. Begründungen, Kompetenzen, Lernangebote. Programm Transfer-21. Berlin.
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