Strategisches Management von klinischen Notaufnahmen 2019-12-10T09:29:31+00:00

Fallstudie Strategisches Management von klinischen Notaufnahmen

Die Zentralisierung der fachdisziplinspezifischen Notaufnahmen zu einer Zentralen Notaufnahme (ZNA) führte in den letzten zehn Jahren zu einer patientensicherheits- und qualitätsorientierteren Notfallversorgung im Krankenhaus. Der Patientenstrom der ZNA ist aufgrund der verschiedenen Merkmale wie Alter, Schweregrad und Dringlichkeit der Behandlung sehr heterogen, wodurch das Arbeitsumfeld für die Mitarbeiter*innen somit sehr dynamisch und unvorhersehbar ist. Die Patientensicherheit stellt daher ein entscheidendes Thema bei der Notfallversorgung im Krankenhaus dar und kann nur dann langfristig gewährleistet werden, wenn Fehler kommuniziert werden, damit aus ihnen gelernt werden kann.

Für einen transparenten Umgang mit Fehlern und das Lernen aus diesen Fehlern bedarf es einer Sicherheitskultur. Diese stellt ein wesentliches Element der Theorie der High Reliability Organization (HRO) dar. Bei der Verknüpfung der HRO, der Sicherheitskultur und der ZNA werden die Kompetenzen und die Kompetenzentwicklung der Mitarbeiter*innen aufgegriffen.

Die Fallstudie „Gestaltung einer Sicherheitskultur in einer Zentralen Notaufnahme im Sinne der Hochzuverlässigkeit“  ist ein Teilprojekt aus dem Gesamtvorhaben „Gestaltungskompetenz als Innovator für hochzuverlässige Organisationen im Gesundheitssystem (GIO)“.

Ziel der Teilstudie ist es, Kompetenzen der Mitarbeiter*innen für die Gestaltung einer Sicherheitskultur in einer ZNA im Sinne der Hochzuverlässigkeit zu identifizieren. Aufbauend auf den identifizierten Kompetenzen der Mitarbeiter*innen werden diese im Rahmen eines interaktiven Lernangebots (weiter-)entwickelt. Die Forschungsfrage der Teilstudie lautet daher:

„Welche Kompetenzen benötigen die Professionals für die Gestaltung einer Sicherheitskultur in einer Zentralen Notaufnahme im Sinne der Hochzuverlässigkeit und wie können diese entwickelt werden?“

Der erste Schritt war die Identifikation von möglichen Problembereichen und somit potentiellem Kompetenzbedarf von Mitarbeitern*innen in der ZNA. Daher wurde zunächst eine CIRS-Datenanalyse mit der cirsmedical Datenbank durchgeführt.

Danach erfolgte die Identifikation der Kompetenzen anhand der Literatur, woraufhin ein separater Kompetenzkatalog für die ZNA entwickelt wurde. Anschließend wurden die Kompetenzen im Rahmen eines empirischen Methoden-Mixes (Experteninterviews, Führungskräfteinterviews und Mitarbeiterbefragung im kooperierenden Krankenhaus) validiert.

Ein wesentliches Ergebnis dieser Erhebungen ist der adaptierte Basiskompetenzkatalog „Patientensicherheit hochzuverlässig gestalten“, angereichert um die notfallspezifischen Kompetenzen aus dem Kompetenzkatalog „Patientensicherheit in der Zentralen Notaufnahme“. Auf der Grundlage der Erkenntnisse dieser Erhebungen wird ein Konzept für die Kompetenzentwicklung der Mitarbeiter*innen entwickelt.

CIRS-Analyse: Der CIRS-Analyse lagen 200 Fälle zugrunde. Es wurden bei der Auswertung und Analyse vier Problemfelder identifiziert: Abläufe, Zuständigkeiten, Ressourcen und Kommunikation.

Experteninterviews: Es wurden zehn Experten*innen mit internationalen und nationalen Fachgesellschaften und Organisationen geführt. Die Thematik wurde als sehr relevant für die deutsche Krankenhauslandschaft eingestuft. Des Weiteren zeigten die Kompetenzen und ihre Beschreibungen hohe Relevanz.

Führungskräfteinterviews: Es wurden sieben Führungskräfte im Kooperationskrankenhaus durchgeführt. Die Führungskräfte sind der Auffassung, dass eine offene Kommunikation von Ereignissen entscheidend für eine lernende Sicherheitskultur und somit für die Kompetenzentwicklung ist. Die beschriebenen Kompetenzen sind die Grundlage für ein hochzuverlässiges Handeln in der Notfallversorgung.

Mitarbeiterbefragung: Die Befragung der Professionals in der ZNA ergab, dass das Team überwiegend einen kollegialen und transparenten Umgang mit Fehlern haben und eine offene Sicherheitskultur leben. Die Kompetenzen sind teilweise schon vorhandeln, allerdings bedarf es einer kontinuierlichen Schulung für die Kompetenzentwicklung.

Schulung: Gestaltung einer Sicherheitskultur in einer Zentralen Notaufnahme im Sinne der Hochzuverlässigkeit

Die Schulung (Gestaltung einer Sicherheitskultur in einer Zentralen Notaufnahme im Sinne der Hochzuverlässigkeit) besteht aus zwei Modulen (interprofessionelle und interdisziplinäre Zusammenarbeit und die Entscheidungsfindung und Flexibilität in der Notfallversorgung) (siehe Foto)

Im Rahmen der Module wurden zwei Fälle mit den jeweiligen Themenschwerpunkten (Interprofessionelle und Inter-/ Multidisziplinäre Zusammenarbeit und Entscheidungsfindung und Flexibilität in kritischen Situationen in der Notfallversorgung) mithilfe vom Problemorientierten Lernen (POL) in Form eines Blended-Learning (Präsenz- und Online-Phasen) bearbeitet. Die Kombination aus Präsenz- und Online-Phase wurde von den Teilnehmenden begrüßt, sodass für die fachliche Kompetenzentwicklung die Online-Einheiten und für die interpersonellen Kompetenzen die Präsenzeinheiten ressourcen- und praxisorientiert sind.

In einem nächsten Projektschritt werden die Führungskräfte im kooperierenden Krankenhaus interviewt. Daraufhin wird der adaptierte Basiskompetenzkatalog finalisiert, um dann die Mitarbeiterbefragung durchzuführen. Auf den Erkenntnissen der empirischen Erhebungen erfolgt die Finalisierung des Konzepts zur Kompetenzentwicklung.